Was ist ein anständiger Job?

Ich habe mehrere Jahre gebraucht, um mir im Klaren zu werden, welche Anforderungen ich persönlich an meine Arbeit habe. Nach meinem Abitur wusste ich überhaupt nicht wohin mit mir. Ich konnte mir jeden, aber auch keinen Job richtig für mich vorstellen. Mir war es nicht bewusst, aber ich neigte dazu allgemeine Werte als meine eigenen auszulegen. Zum Glück habe ich schnell gemerkt, dass mich das im Leben überhaupt nicht glücklich machen wird.

Ich war immer gut in Kunst, Musik oder Sport. Weniger dafür in Mathe, Chemie und Biologie. Bis zum Abitur hatte ich keine Ahnung, was mal aus mir werden würde und habe letztendlich meine Entscheidung in einer Nacht getroffen. Ich habe viel gegoogelt und Existenzängste hatte ich auch. Man sagte mir häufig „man solle doch was anständiges machen“ und nach 12h Recherche traf ich in dieser Nacht meine Entscheidung Bwl zu studieren. Danach ging alles sehr schnell. Zwei Monate später begann ich mein Studium und die ersten Monate war noch alles heiter und lustig. Doch dann kamen die fiesen Klausuren und auch das Klima unter uns Studierenden sank von Monat zu Monat und kleine Konkurrenzkämpfe ließen die Stimmung häufig vereisen. Ich habe nie verstanden, dass man gerne studiert. Für mich persönlich waren diese drei Jahre wirklich die Schlimmsten. Doch trotzdem habe ich sie nie bereut und ich habe in dieser Zeit unheimlich viel über mich selbst und das Leben gelernt. Lange wurden mir gesellschaftliche Glaubensmuster aufergelegt, nach denen es hieß:

„Du musst studieren um einen anständigen Job zu bekommen“.

Aber was ist denn überhaupt ein „anständiger“ Job ?  Es ist ein weit verbreiteter Mythos in der Gesellschaft, dass man glücklich oder erfolgreich ist, wenn man in seinem Job viel Geld verdient oder für eine große berühmte Marke arbeitet.

Dazu klingt der Arbeitsplatz noch spektakulärer, wichtiger und erfolgreicher als englischer Begriff: Project Manager, Merchandiser, Business Development Analyst, etc. Ich hörte Dinge wie “ wenn du ein Manager bist, dann verdienst du viel Geld und bist erfolgreich“. Ganz nebenbei kann heutzutage jeder Beruf eine spektakuläre Bezeichnung bekommen. So ist zum Beispiel ein Facility Manager ein Hausmeister und ein Fensterputzer heißt heut zu Tage Vision Clearance Engineer. Das kann für den ein oder anderen sehr beirrend sein.

Eines der besten Dinge in meinem Studium waren daher die vielen Praktika, die ich gemacht habe. Eines davon verbrachte ich in einem Steuerbüro („wo man sehr viel Geld verdienen kann“). Ich habe gedacht „Hey wenn man die Arbeit gut kann und ein tolles Team hat, und die Bezahlung dann auch noch so gut ist, dann wird das schon eine gute Arbeit sein“ Haha nix da! Ich muss sagen, für mich waren diese 6 Wochen einfach furchtbar! Ich kam mir vor wie eine vertrocknete Blume die kein Wasser und keine Sonne sah. Ich hatte super Kollegen, aber das änderte nichts daran, dass mir diese Arbeit nicht eine Sekunde Spaß gemacht hat.

Und in dieser Zeit wurde es mir so deutlich wie noch nie: „Luana, du sitzt hier 8 Stunden am Tag, 40h die Woche, 160h im Monat, ca. 10 Jahre deines Lebens – wenn dir die Arbeit keinen Spaß macht – dann wirst du dein ganzes Leben an dir vorbei ziehen sehen! Ich arbeite nicht daraufhin Wochenende oder Ferien zu haben oder gar Rentner zu sein! Jetzt is mein Leben und ich will es jetzt genießen und jetzt lieben mit jedem einzigen Moment und da spielt die Arbeit mit die allergrößte Rolle. Ich möchte nie eine verbitterte Frau werden, die ihr Leben bereut, weil ich mich nicht getraut habe, meinen Traum zu verwirklichen.“ Und ich denke JEDER hat einen Traum.

Okay kommen wir zurück zu meinen Praktika. Aus dieser Erfahrung im Steuerbüro habe ich sehr viel von mir selbst gelernt – vielleicht sogar mehr, als aus einem guten Praktikum. Mir war nun bewusst, ich muss meinen Job lieben. Aber was liebte ich überhaupt? Ich wollte meine Fähigkeiten nutzen und dies mit einer Marke, die mir gefiel und die ich vertreten könnte, verbinden.  Ein weiteres Praktikum erfolgte in einem sehr bekannten Kosmetikunternehmen in der Marketingabteilung – „KOSMETIK und MARKETING? Ein TRAUM!“ dachte ich mir zunächst.

.. Teil 2 folgt.

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